Der Tag begann in aller Frühe, einige hatten eine längere Anfahrt: Treffpunkt 8 Uhr in Frick. Nach dem Briefing starteten wir mit Road Captain Oli, der die Meute anführte und mit Road Captain Salvi, der als Safety im Einsatz war. 19 Midlander mit 18 Harleys – das ergibt schon ein ordentliches Dröhnen, wenn die Motoren losbrüllen.
Gleich zu Beginn kam das erste Highlight: Der Road Captain suchte seinen Schlüssel. Ein kleines «Findet-Oli»-Spiel am Morgen vertreibt schliesslich Kummer und Sorgen. Zum Glück tauchte der Schlüssel auf – sonst hätten wir die Tour wohl schiebend absolvieren müssen. Das Wetter war zunächst gnädig. Bewölkt, aber trocken. Pünktlich zur Abfahrt blickte sogar die Sonne zwischen den Wolken hervor – als ob sie uns kurz Hallo sagen wollte, bevor sie sich wieder schlafen legte.
Über die ersten Kurven und Hügel ging’s nach Laufenburg. Dort überquerten wir den Rhein – und damit die Grenze nach Deutschland. Und was macht der Schwarzwald zur Begrüssung? Genau: Er öffnet den Wasserhahn. Schon wenige Kilometer später hiess es also: Regenklamotten anziehen. Die Modevorführung am Strassenrand hätte glatt als Catwalk durchgehen können – nur eben in Neonfarben und mit viel Gummi.
Trotz Regen schlängelten wir uns tapfer durchs Wehratal. Nach rund 70 Kilometern war der Kaffeestopp im Restaurant Waldhaus bei Todtmoos mehr als verdient. Drinnen fühlte man sich wie in Alaska: Holz, Indianerfiguren, Geweihe an der Wand – fehlte nur noch ein Grizzly, der an der Bar sein Bier bestellte. Eine «Alaska-Bar» lud ein zum Schnaps, aber wir hielten uns streng ans Club-Motto: Wir fahren trocken – zumindest was den Alkohol betrifft. Das Wetter hingegen hielt sich nicht an Abmachungen. Als wir wieder rauskamen, regnete es fröhlich weiter.
Also: Regenklamotten, Teil 2.
Weiter ging’s durch den Hochschwarzwald. Vorbei an Skiliften, durch Täler, über Hügel – eine Bilderbuchlandschaft, die im Sonnenschein sicher noch schöner wäre. Doch wir gaben nicht auf. Das Ziel: Mittagspause im Gasthaus Sonne Neuhäusle. Mein Tacho zeigte 141,6 Kilometer. Der Parkplatz war gross genug für unsere Harley-Armee, und einige Glückspilze konnten ihre Maschinen sogar unter ein Dach stellen.
Das Mittagessen war bestens. Zum Glück hatte Oli die Bestellliste dabei – erstaunlich, wie schnell man vergessen kann, ob man nun Kutschenteller, Maultaschen oder Hackbraten bestellt hatte. Nach der Stärkung wartete die grosse Überraschung: Der Regen hörte tatsächlich auf. Wir warfen die nassen Schichten von uns wie Schlangen ihre alte Haut und machten uns erleichtert wieder auf den Weg.
Am Nachmittag zeigte sich der Schwarzwald von seiner schönsten Seite: Kurvenreiche Strassen, tiefe Schluchten, schmale Täler – genau das Terrain, das Harley-Fahrer lieben. Für den süssen Abschluss hielten wir in der Wutachschlucht beim Restaurant Schattenmühle. Die Auswahl an Desserts war fast gefährlich: Hausgemachter Zwetschgenstrudel, Apfelstrudel, Eis mit und ohne Rahm – für jeden Gusto war etwas dabei. Spätestens jetzt zogen auch die letzten Regenpessimisten ihre Hosen aus. Und siehe da: Die Sonne lachte uns endlich richtig ins Gesicht.
Die Heimfahrt führte uns über Bonndorf und Untermettingen, bis wir in Koblenz wieder die Grenze überquerten – zurück in die Schweiz! Den krönenden Abschluss gab es bei einem Drink im Chevy’s Roadstop in Remigen. Dort stiessen wir auf eine gelungene, wenn auch «feuchtfröhliche» Tour an – und damit meine ich natürlich nur das Wetter.
Fazit: Es war eine grossartige Fahrt mit allem, was das Biker-Herz höherschlagen lässt: Sonne, Regen, nochmals Regen und zum Glück auch wieder Sonne. Vielen Dank an Road Captain Oli für die perfekte Organisation, an Salvi für die Rolle als Safety und an alle Road Captains für die Konvoi-Tipps – die sind Gold wert. Und allen, die fleissig Fotos gemacht haben.
Ich werde diese Tour ganz sicher wiederholen – aber dann bei trockenen Strassen und Sonnenschein. Trotzdem: Einfach toll war’s. Danke an alle, die dabei waren!
Text: Danny Schaller
Fotos: Diverse Member