Tag 1, 30. August 2025

Wir treffen uns am Samstagmorgen, 07.45 Uhr, bei unserem Stamm-Café Maier in Dintikon zum Start der zweitägigen Indian-Summer-Tour. Nach Sommer sieht es zwar vorerst nicht aus, einige sind bei Regen zu Hause losgefahren, aber wir haben ja alle wasserdichte Kleidung, und die paar Tropfen tun der guten Laune keinen Abbruch. Einige der 26 Teilnehmer sind schon früh vor Ort (wie üblich bei den Midlandern), nach und nach trifft auch der Rest ein. Die Vorfreude ist gross, bei bester Stimmung wird Kaffee getrunken und Gebäck gegessen. Unsere Gruppe umfasst 21 Harleys, das heisst, 5 Fahrer reisen mit ihren Sozias. Road Captain Mike Styger ruft uns zum Briefing zusammen und informiert über die ersten ca. 99 km, auch Safety Officer Stefano gibt noch kurze Anweisungen zum Einreihen in den Konvoi, damit die Funkverbindung bis zu ihm gewährleistet ist.

Um 8.20 Uhr starten wir die Maschinen und fahren via Bremgarten und Oberwil-Lieli auf die Autobahn. Bereits auf diesem Streckenabschnitt haben wir Sicht auf die Berge, wenn auch noch etwas wolkenverhangen. Auf der Autobahn geht es zügig voran, das von Mike erwartete vermehrte Verkehrsaufkommen aufgrund des ESAF bleibt aus. Umso besser, denn dadurch erreichen wir leicht verfrüht um 9.45 Uhr die Autobahnraststätte Walensee, wo uns die Chapter-Kasse die vorbestellten Gipfeli und den Kaffee spendiert. Auch hier hätten wir aus den Panoramafenstern einen tollen Blick auf die Churfirsten, aber die Wolken haben sich noch nicht verzogen. Dennoch ist es immer noch trocken – zumindest von oben. Die Regenkleidung behalten wir vorsichtshalber noch an, sie hält ja auch den Wind ab.

Kurz nach der Weiterfahrt verlassen wir die Autobahn. Der Weg führt uns unter anderem durch Sargans und Bad Ragaz, dort zweigen wir ab auf einen sehr schönen Streckenabschnitt und tuckern via das malerische Maienfeld und St. Luzisteig ins Fürstentum Liechtenstein. Dieses durchfahren wir in nördlicher Richtung und erreichen schliesslich über den Schellenberg das österreichische Feldkirch. Inzwischen hat es etwas aufgeklart, der Verkehr stockt da und dort ein wenig. In Götzis gibt es einen ausgedehnten Mittagshalt im Restaurant Milwaukees. Die Küche liefert schnell, das Essen schmeckt lecker, und die Bedienung ist überaus freundlich. Vor allem die „kleinen Schnitzel“ sorgen für Erheiterung, und für Roli ist das definitiv zu viel Fleisch, sodass er liebend gerne einen Teil davon abgibt. Nach angeregten Gesprächen und fast unbemerkten Regentropfen ist es definitiv Zeit, uns der Regenbekleidung zu entledigen, denn die Sonne scheint!

Um 14.20 Uhr brechen wir auf zur letzten Etappe des heutigen Tages. Nach Dornbirn führt uns der Weg übers Bödele (Losenpass, 1139 m) durch den wunderschönen Bregenzerwald. Beim Anstieg erhaschen wir den einen oder anderen Blick auf den Bodensee, was bei mir als Sozia Begeisterung auslöst, und auch ich zücke ab und zu das Handy für Fotos. Auf der anderen Seite geniessen wir die liebliche Landschaft und hübschen Ortschaften. Ich behaupte jetzt, alle Fahrer haben diese abwechslungsreichen Kurven auf dem Weg nach Bregenz noch genossen, wo wir nach einem Tankstopp kurz nach 16.00 Uhr im Hotel Ibis eintreffen und unsere Harleys in der Tiefgarage parkieren.

Erfrischt und hoffentlich etwas erholt treffen wir uns bei bester Laune zwei Stunden später wieder an der Hotel-Reception und machen uns zu Fuss auf den Weg an den See. Dort schlürfen wir in einer coolen Location mit Strandfeeling und Musik einen ebenfalls offerierten Apéro. Das von Mike organisierte Nachtessen im „Wirtshaus am See“ schmeckt hervorragend, die Lage ist perfekt, und unsere Stimmung wird immer ausgelassener. Road Captain Mike darf zufrieden sein, der Ablauf des Tages hat reibungslos geklappt (und man betone: „Wir sind trocken geblieben!“ – zumindest äusserlich ;-)). Voller Eindrücke des Tages und inzwischen auch etwas müde gehen die einen etwas eher, die anderen etwas später schlafen. Wer hätte am Morgen gedacht, dass wir zum Ausklang des Tages noch einen solch schönen Sonnenuntergang erleben können?

Tag 2, 31. August 2025

Nachdem wir uns am reichhaltigen Frühstücksbuffet verpflegt haben, sind alle pünktlich bei ihren Harleys bereit zur Abfahrt. Nach dem Briefing brausen wir kurz vor 9 Uhr in geordneter Formation wieder los. In der Ferne sind bereits die Bergketten des Alpsteins sichtbar, die Umrisse sind gestochen scharf. Das Wetter ist heute absolut genial und erfreut unsere Biker-Herzen.

Wieder in der Schweiz kurven wir nun über die Hügel des Appenzellerlands und geniessen beim steten Auf und Ab die wunderbare Landschaft. Beim Kaffeehalt in Schönengrund haben wir im Gartenrestaurant des Ochsens genügend Zeit für eine entspannte Pause. Die Sonne wärmt bereits, und einige sind froh über die schattenspendenden Sonnenschirme. Gut erholt freuen wir uns auf die Weiterfahrt um 11.15 Uhr. RC Mike erklärt, dass die nächsten Kilometer in Richtung Winterthur führen. Über eine weiterhin hügelige Gegend gelangen wir ins Zürcher Oberland und haben auch hier teilweise grandiose Weitblicke auf alle Seiten.

Bis auf eine Ausnahme – da ist Jörg als Wegweiser nötig – bleiben wir im Konvoi stets recht kompakt. Um 12.45 Uhr erreicht unser Konvoi das Restaurant Stars and Stripes bei Brütten. Inzwischen ist es fast schon heiss geworden, und wir schälen uns aus unseren Jacken. Aber draussen unter der grossen Platane, wo für uns ein langer Tisch bereitsteht, herrschen angenehm kühle Temperaturen. Die Menükarte ist sehr umfangreich, und vor lauter leckeren Angeboten ist die Auswahl nicht einfach. Das Innere des Lokals ist übrigens im American Style dekoriert und sehr sehenswert. Ein voller Magen und die Wärme machen etwas schläfrig, deshalb mahnt Mike die Fahrer vor dem Aufbruch, unbedingt weiterhin konzentriert zu bleiben.

Nun nehmen wir bereits die letzte Etappe unter die Räder. Nach Embrach durchfahren wir Bülach, wo aufgrund des Stadtfests sehr viele Menschen unterwegs sind. Das Vorankommen ist entsprechend etwas langsamer, dafür bleibt Gelegenheit, den begeisterten Kindern am Strassenrand zuzuwinken. Kaum lassen wir die Stadt hinter uns, kurven wir wieder ungehindert durch kaum befahrenes Gebiet Richtung Siglistorf an den Rhein. Vor Zurzach zweigt unser Weg ab Richtung Würenlingen. Wir befinden uns hier zwar bereits wieder im Kanton Aargau, aber für mich ist diese ruhige, landschaftlich reizvolle Gegend total unbekannt.

Um etwa 16.20 Uhr erreicht das Chapter schliesslich den Endpunkt in Remigen beim Chevy’s Road Stop. Road Captain Mike ruft uns nochmals zum Schlusswort zusammen. Dies ist erst seine zweite Tour gewesen und die erste zweitägige, welche er organisieren durfte. Er äussert sich total begeistert und freut sich, dass alles so gut geklappt hat und wir alle gesund am Ziel angekommen sind. Fahrstile kann er als Frontmann nicht so gut beurteilen, aber Safety Stefano hat nichts zu bemängeln; aus seiner Sicht war alles okay oder jedenfalls nicht der Rede wert. Auch HRC Roman findet die Tour rundum gelungen und dankt Mike für die Arbeit und Top-Organisation.

Glücklich und zufrieden lassen wir nun die Indian-Summer-Tour bei kühlen Getränken ausklingen, bevor wir uns herzlich voneinander verabschieden und nach Hause fahren. Dieser Ausflug war wirklich sehr gut organisiert, wir hatten zwei wundervolle Tage. Ein grosses Kompliment auch an RC Mike für die tolle Routenwahl am Sonntag – auf jedem Streckenabschnitt gab es herrliche Aussichten zu bestaunen und kaum Verkehr. Ein Dankeschön auch an die beiden Sozias Yasmine und Daniela für die Unterstützung und natürlich auch an Heinz. Er hat unsere Road King zuverlässig gelenkt, und ich habe mich auf jedem Kilometer sicher gefühlt.

Es war ein Wochenende voller Genuss, und wir waren eine äusserst humorvolle Truppe. Das eine oder andere Member musste einige Sticheleien aushalten (nicht immer ohne Grund), aber es blieb alles im grünen Bereich. Nicht nur unsere Gesässmuskeln wurden strapaziert, sondern auch unsere Lachmuskeln.

 

Text: Kerstin Bertschi
Fotos: Yasmine Styger, Thesi Gygax