Das Midland Chapter Switzerland legt grossen Wert auf Sicherheit. Dazu gehören nicht nur die individuelle Fahrsicherheit und Fähigkeit jedes Einzelnen, auch in heiklen Situationen die Maschine zu beherrschen. Insbesondere unsere Roadcaptains sind gefordert, unsere Ride-Outs nicht nur erlebenswert, sondern auch sicher zu gestalten. Nur wenn wir alle darauf vertrauen können, dass unsere Roadcaptains ihr Handwerk beherrschen, können wir Touren geniessen.
Natürlich hoffen wir alle, dass wir niemals in eine Situation geraten, in der wir Brüdern, Schwestern, oder Aussenstehenden aus einer Notlage helfen müssen. Dennoch wissen wir alle, dass ein Abflug passieren kann und in diesem Fall wollen wir befähigt sein, aus einer Notfallsituation kein Horrorszenario entstehen zu lassen. Deshalb gehört zum Roadcaptain-Trainings-Curriculum im Midland Chapter Switzerland auch das Beherrschen von Ersthilfe am Unfallort.
Das erste Roadcaptain-Training 2024, First Aid for Bikers, fand am 17. Februar in Densbüren statt.
Ernst Mueller und Ursina Signorell von BIT-Aviation und Christoph “Stöff” Kamber von Swiss Road Captain führen die Teilnehmer der Midland Chapter Switzerland und Northwest Chapter Switzerland durch einen Tag, der es in sich hat. Und damit meine ich nicht die mittägliche Pizza, auch wenn diese durchaus erwähnenswert ist.
In drei Modulen vermitteln unsere Trainer nicht nur wertvolle theoretische Inhalte zu den Themen Verhalten bei einem Verkehrsunfall, theoretische und praktische Kompetenzen der Ersten Hilfe, und Cardio-pulmonale Reanimation, sondern lassen eigene Erfahrungen aus verschiedensten, teilweise haarsträubenden Szenarien einfliessen.

Unfall. Und jetzt?

Ein Unfall ist immer zunächst eine Abweichung vom Erwarteten und damit für das menschliche Gehirn ein Stressverursacher. Erkennen wir neben Sachschäden auch noch mehr oder weniger dramatische Personenschäden, schiessen unsere Stress-Hormone noch weiter nach oben. Dennoch ist es gerade in solchen Situationen von entscheidender Bedeutung, einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn nur so können wir die Auswirkungen und Spätfolgen für Unfallopfer, Beteiligte und uns selbst so weit als möglich minimieren.
Gerade wir, die wir dankenswerterweise nicht täglich mit Unfallsituationen konfrontiert sind, sollten uns regelmässig die Abläufe und Rollen in Erinnerung rufen, die bei einem Verkehrsunfall zu beherrschen sind und damit unter Umständen Leben retten können.
So ist es äusserst wichtig, dass ein Lead die Übersicht behält und das Geschehen und die Abläufe am Unfallort koordiniert. Ist ein Unfall erkannt, wird die Unfallstelle gesichert, die Übersicht hergestellt, Blaulicht alarmiert, und dann die Erstversorgung der Unfallopfer eingeleitet.

Die Erstversorgung

Wollen wir eine adäquate Erstversorgung gewährleisten, seien wir uns zunächst darüber im Klaren, dass wir unter Umständen sehen werden, was wir nicht sehen wollen. Gerade Motorradunfälle können, wie wir alle wissen, zu schlimmen Verletzungen führen, deren Anblick sich niemand wünscht. Also: durchatmen und Ruhe bewahren.
Durch die bestmöglich durchgeführte Triage stellen wir sicher, dass Unfallopfer nach Schwere der Verletzung und Kritikalität ihres Zustands behandelt werden. Obwohl wir Laien sind, können wir durch Einhaltung eines klar definierten Bewertungsschemas die Triage und anschliessende Erstversorgung angemessen durchführen.
Auch hier übernimmt der Lead eine kritische Funktion und bewahrt die Übersicht.

Der Helm

Helm abnehmen, oder nicht? Wo viele Gerüchte und Scheinwahrheiten kursieren, ist die Antwort grundsätzlich ein ja: Helm abnehmen. Doch auch hier gilt: gewusst wie. Generell ist die Wahrscheinlichkeit einer Wirbelsäulenverletzung, insbesondere bei Motorradunfällen, gegeben. Auch deshalb heisst es, Vorsicht walten zu lassen.
Wir konnten hier am lebenden Objekt, konkret and Heinz und mir, Erfahrungen machen. Das Abnehmen des Helms allein und zu zweit bei gleichzeitiger Stabilisation des Kopfes und Nackens ist nicht ganz einfach. Ich kann jedem nur empfehlen, dies mit einem Partner zu üben!
Eine überaus wertvolle Erfahrung für mich war jedoch auch, mit dem geschlossenen Helm verrenkt auf dem Boden zu liegen und das Abnehmen des Helms über mich ergehen zu lassen. Deshalb bitte ich jeden Ersthelfer vor Ort vor allen anderen Massnahmen das Helmvisier zu öffnen, damit der Betroffene überhaupt Luft bekommt und unbedingt: berührt und redet mit dem Opfer!

Was ist, wenn …

Bei fehlenden Vitalzeichen kompetent eine Reanimation (CPR) durchführen zu können, rettet unter Umständen Leben. Ich lege keinen gesteigerten Wert darauf, die im Kurs gewonnenen neuen Erkenntnisse jemals praktisch umsetzen zu müssen. Neue CPR-Richtlinien Stand 2021, korrekte Durchführung einer Herzdruckmassage, richtiger Einsatz eines AED (Automatisierter Externer Defribillator), sowie die stabile Seitenlagerung sind nur einige Themen, die hier behandelt wurden.

Und abschliessend

Natürlich sind wir nach diesem Tag keine Experten. Dennoch glaube ich, dass wir alle besser gerüstet sind, mit Unfallsituationen umzugehen und adäquate Ersthilfe zu leisten. Für mich ist die regelmässige Wiederholung und Auffrischung der Grundlagen ab jetzt ein Muss, denn wieder einmal habe ich festgestellt, dass nur die dauernde Wiederholung gewährleisten kann, im Ernstfall das Richtige zu tun.
Vielen Dank an Stöff, Ernst und Ursina für diesen wertvollen Tag.
Vielen Dank an Piit für die Organisation und dafür, uns in die Pflicht zu nehmen.
Vielen Dank an die Chapterbrüder und -schwestern für eure aktive Teilnahme und ein weiteres erinnerungswürdiges gemeinsames Erlebnis.

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