Die Vorzeichen waren fantastisch für die geplante Jagd nach dem Mond in seiner vollen Pracht. Der Himmel war blau, und die Sommersonne brannte schon etwas gnadenlos auf die Location für das Abendessen nieder. Die Temperaturen erinnerten an Hochsommer und südliche Strände. Der Plan von Road Captain Mike, welcher seine Premiere feierte, war aber ein ganz anderer, als mit Badehose, Strandtuch und einer Glace in der Hand am Pool zu liegen.
Der Start war im Café Maier Dintikon mit einem gemütlichen Grillplausch geplant, welchen ich als Gastgeber ausrichten durfte. Als kurz vor 18 Uhr bereits das erste Chrom in der Hitze glänzte und die Motoren knatterten, wurde ich kurz nervös. Hatte ich Mike falsch verstanden mit Start um 19.00 Uhr? Ein kurzer Check der Nachrichten bestätigte mich aber, dass ich richtig und pünktlich im Zeitplan war. Dass gewisse Midlander an «Ejakulatio praecox» leiden, wusste ich nicht, war aber auch kein Problem. Getränke und Sitzgelegenheiten waren ja in genügender Zahl vorhanden. Als jedoch etwas fragende Blicke auf meine Vorbereitungen fielen und die Augen von Marlene sagten: «Hallo, warum bist du noch nicht bereit!», musste die Situation geklärt werden. Ich war aber auf jeden Fall dankbar für die helfenden Hände, welche tatkräftig unterstützten.
Um 19 Uhr waren wir bereit, die Sonne und der Grill heizten ein, und das alkoholfreie Bier war perfekt gekühlt. Die Grilladen und das Salatbuffet fanden Anklang, und die Stimmung war grandios. Als VIP-Gast durften wir Piit begrüssen, was uns alle natürlich sehr gefreut hat.
Pünktlich pfiff Mike zum Appell und erörterte seine Pläne für die nächtliche Tour. Insbesondere die Risiken mit der Fahrt im Dunkeln wurden nochmals besprochen. Es wollte keiner von uns ein Reh oder einen Fuchs erlegen – oder von ihnen erlegt werden. Pünktlich starteten 18 Midlander mit 16 Harleys in die Abenddämmerung: Mike an der Spitze, Oli als Safety am Ende. Oder doch nicht? Der Besenwagen war besetzt von Sven mit seinem Freewheeler.
Die Tour führte uns von Dintikon in Richtung Villmergen, Wohlen, Niesenberg, durchs Freiamt. Und da war er: Der Mond erhob sich hinter einer Kuppe in seiner vollen Pracht, und ich hatte das Gefühl, unter jedem Helm ein «Ohhhh» oder ein «Wow» zu hören. Von der Landschaft kann ich dieses Mal nicht viel erzählen, denn trotz Vollmond war die Nacht recht dunkel, und wir mussten uns auf die künstliche Beleuchtung made by Harley-Davidson verlassen. Mühlau, Sins, Richtung Hochdorf, Seetal und Lindenberg haben wir ebenfalls durchquert.
Mit etwas Verspätung sind wir in unserem ersten Ziel, dem Restaurant Adler Aesch, angekommen. Ich hatte ordentlich Durst von der Hitze, welche auch in der Nacht noch spürbar war, und von der scharfen Cocktailsauce. Der Wirt hat uns zum Glück trotz Verspätung noch auf seiner Terrasse empfangen und mit Getränken versorgt.
Anschliessend machten wir uns auf den letzten Teil der Ausfahrt in Richtung Hallwilersee auf und davon. Weiter beglückten wir die nächtliche Landschaft in Beinwil am See, Römerswil, Menziken, Hallwil, Egliswil – Richtung Ziel McDonald’s in Lenzburg. Das einzige Ziel, das weit und breit noch problemlos um 1 Uhr offen hatte.
Wir sind alle heil und ohne Zwischenfälle am Ziel angekommen – glücklich und doch etwas müde vom langen Tag. Das Fazit zur Fahrt hat Mike in gekonnter Manier gezogen, und auch Head Road Captain Roman war mit seinem Sprössling zufrieden. Die besonderen Bedingungen mit Sicht, Licht und Blendungen waren sehr spannend und haben bei allen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Vielen Dank für euren grossartigen Einsatz für uns an dieser Stelle. Einige harte Midlander sind dann noch zur Verpflegung mit McFlurry und Co. eingekehrt. Weitere sind direkt aufgebrochen – so wie ich, da ich am nächsten Tag wieder zur Frühschicht im Café stehen durfte.
Auch wenn ich im Mc nicht dabei war: Ich würde wetten, Mike war der Erste mit seiner Bestellung. 😊
Text: Andreas Callegher
Fotos: Yasmine Styger